20. Mai 2018:  Predigt Pfarrer Wolfsteiner zum 50-jährigen Weihejubiläum
                          der Kirche „Verklärung Christi“ in Wolkersdorf

 

„Meine lieben Mitchristen! Schwestern und Brüder im Glauben!

 

Pfingsten ist das Geburtsfest, die Geburtsstunde der Kirche. Und Kirche ist immer zweierlei: Die Gemeinschaft der Christen vor Ort, sog. „lebendige Steine“, die wir alle sind und sein sollen; genauso aber auch das Haus aus echten, aus toten Steinen: unser Gotteshaus hier!

Damals nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Zahl der katholischen Christen in Wolkersdorf und Umgebung stark an. Am 12. 4. 1959 wurde erstmals Eucharistie gefeiert im Saal der Familie Drexler. Aber die Sehnsucht nach einem eigenen Gotteshaus wuchs. Deswegen gründete man auch noch 1959 den Kirchenbauverein.

Am 24. 10. 1965 erfolgte dann der erste Spatenstich durch Pfarrer Alois Wagner. Die Grundsteinlegung der Kirche war dann am 19. 5. 1966, und am 26. 1. 1967 konnte Richtfest gefeiert werden.

Die Weihe, die Konsekration dieser neu errichteten Filialkirche „Verklärung Christi“, wo Architekt Herr Gruber war, erfolgte am 19. Mai 1968 durch Herrn Abt Paulus Heinz aus Plankstetten. Die Gemeinde aus lebendigen Steinen hier in Wolkersdorf und Umgebung hatte ein neues, ein würdiges Gotteshaus aus echten, richtigen Steinen. Und heute dürfen wir in großer Freude und Dankbarkeit das 50-jährige Weihejubiläum unserer Filialkirche begehen.

Ich möchte, liebe Schwestern und Brüder, ein wenig versuchen, die Idee, die Grundidee dieser Kirche darzustellen, den „Geist“, der aus ihr zu uns, den Gläubigen, spricht und sprechen möchte, und wozu sie uns einladen möchte:

Der Name sagt schon sehr viel: „Verklärung Christi“. Dieser Name weist hin auf Jesu Verklärung auf dem Berg Tabor, wo Jesus auf seinem Leidensweg hin Richtung Jerusalem in hellem Licht, in österlichem Licht erschien. Jesus nimmt (wir wissen es) einige seiner Jünger beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. - „Am Hang“ heißt ja auch nicht umsonst die Straße unterhalb dieser unserer Kirche, unserer Kirche, die gleichsam wie aus dem Hang herauswächst, emporwächst. Vielleicht hätte als Name der Straße auch ganz gut „Am Tabor“ gepasst, denn unsere Filialkirche „Verklärung Christi“ möchte für uns heute tatsächlich so etwas sein wie ein „Tabor“, wie ein Ort der Gottes- und Christus-Begegnung!

Aber sei es wie es sei: „Am Hang“ oder „Am Tabor“: Auf jeden Fall führt auch uns Jesus der Herr Sonntag für Sonntag und auch am Donnerstag-Abend (und das schon 50 Jahre lang) heraus aus unserem Alltag, aus den Niederungen und Tiefen des Alltags und ruft uns hier in der Kirche „Verklärung Christi“ zusammen, wo Jesus der Auferstandene sich auch uns in österlichem Licht zeigt und zeigen möchte.

Die Kirche, liebe Mitchristen, ist dahingehend konzipiert; das steckt als Grundidee dahinter: der dunkle holprige, bruchrauhe Schieferboden in den Gängen und im Altarraum symbolisiert unseren Alltag, unser Leben. Das erste Mal, als ich vor etwa fast 12 Jahren diese Kirche zum ersten Mal betreten habe, ist mir das gleich aufgefallen: Da kann man gar nicht richtig stehen; wenn man nicht aufpasst, kann man anstoßen, vielleicht sogar stolpern, kippen oder umfallen. Aber das ist eben die Idee dieser Kirche „Verklärung Christi“: Der dunkle Steinboden in der Kirche ist eben ein Zeichen für unser Leben, für unser Christsein, für unseren Alltag, wo auch nicht immer alles eben und glatt ist, auch nicht sonnenklar und strahlend, sondern eher oft doch „grau in grau“, wo’s auch holprig und uneben zugeht.  

Aber: Als Kontrast dazu: die hellen Bänke, wo Sie jetzt sitzen. Klar: in 50 Jahren sind sie schon abgeblichen; die in der Werktagskirche, die vor etwa 6 Jahren eingebaut wurden, die sind natürlich noch heller und freundlicher. Dieses Helle und Freundliche der Bänke im Gegensatz zum Boden soll das Licht Christi symbolisieren, das damals seine Jünger, seine Freunde auf dem Berg Tabor erfahren durften, und das auch uns zugesagt und verheißen ist, wenn wir uns hier in unserer Kirche „Verklärung Christi“, hier auf unserem „Wolkersdorfer Berg Tabor“ einlassen auf eine Gottes- und Christus-Begegnung! Das heißt: Wir dürfen mit unseren dunklen und schiefen und krummen Seiten oder manchmal auch krummen „Touren“ immer wieder hierher zu Jesus kommen. ER möchte Licht in unser Leben bringen, er schreibt auch auf krummen Zeilen gerade! Unser oft „Grau in Grau“ des Alltags möchte er in helles Licht tauchen. Er wischt es nicht einfach weg. Nein, aber er schenkt uns einen anderen, einen neuen Blickwinkel, eine neue Perspektive. – Wie gesagt: die hellen Bänke, aber auch das Licht, das einfällt, die Weite der Kirche, der schlichte freundliche Kirchenraum, die fast leeren großflächigen Wände, die nicht ablenken, sondern aufs Wesentliche hinlenken, konzentrieren möchten: auf die Begegnung mit Jesus dem Auferstandenen: all das sind Zeichen, Symbole, Hilfen, Stützen dafür, dass auch wir Jesus als Verklärten in österlichem Licht sehen und erfahren dürfen!

Ja, liebe Schwestern und Brüder, Christus ist gegenwärtig. Von allen Seiten umgibt er uns, sagt uns die Grundidee unserer Kirche.

Dann gibt es aber auch noch besondere Orte seiner Gegenwart hier in der Kirche.

Christus ist gegenwärtig in SEINEM Wort. Zeichen dafür ist der Ambo. – Und: Er ist gegenwärtig in der Eucharistie, die am Altar gefeiert wird, wo er sich uns in den Zeichen von Brot und Wein schenkt. Und: Er ist und bleibt gegenwärtig über jede Eucharistiefeier hinaus: Zeichen dafür ist der Tabernakel mit dem Ewigen Licht, die Tabernakel-Stele, auf der vom Wemdinger Steinmetz Franz Heppner sehr schön dargestellt wurde: wir alle, wir Christen (symbolisiert ist das durch die verschieden großen Rechtecke) wir alle sind der eine Leib Christi, die Kirche, die aus vielen Gliedern beseht, eben aus lebendigen Bausteinen. Als die Vielen bilden wir den lebendigen Leib der Kirche, da wir alle teilhaben an seinem eucharistischen Leib!

Und: Interessant, liebe Mitchristen, dieselben Rechtecke, wenn auch nicht so viele, dieselben Rechtecke, die für uns Christen stehen, finden sich auch hier am Ambo. Das heißt nichts Geringeres als: Eins  sind und werden wir auch (als die Vielen) durch SEIN Wort, durch Christi lebendiges Wort, das uns kräftigt und stärkt und Mut und Hoffnung gibt in unserem Christsein.

Also: Durch Wort (Ambo) und Sakrament (Altar, Tabernakel) durch Wort und Sakrament baut Christus SEINE Kirche auf – bis heute! Hier in Wolkersdorf an diesem Ort schon 50 Jahre lang! Das heißt: Wir alle sind und sollen lebendige Kirche sein, sein Leib, sein „Bauwerk“ aus lebendigen Steinen! Das sehen wir auch nochmal sehr schön an den vielen Steinen, die in den Mauern der Kirche ringsum verbaut worden sind. Auch die möchten uns sagen, heute beim Jubiläum ganz besonders: Seid nicht tote, sondern lebendige Steine der Kirche Christi! Denn zu einem Gotteshaus, zum Haus aus toten Steinen gehört immer auch die Gemeinschaft der Christinnen und Christen aus „Fleisch und Blut“, aus Ihnen allen, den lebendigen Steinen!

 3 Glocken rufen uns seit 1967 zu den Gottesdiensten. Anfangs gab es in der Kirche nur eine alte Orgel, die dann durch eine neuere (von der evangelischen Gemeinde in Schwaig) ersetzt wurde. Um einige Register erweitert wurde sie dann am 2. Adventssonntag 1971 geweiht. Und für die Werktagskirche kam vor etwa 5 bis 6 Jahren die kleine Orgel dazu.  Alles (im Bild gesprochen) für sich genommen „tote“ Bausteine, die stumm bleiben würden, wenn es nicht Sie alle als lebendige Bausteine gibt und gäbe; auf die Orgel bezogen natürlich die Organistinnen und Organisten, auf unseren festlichen Gottesdienst heute bezogen natürlich die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors samt den Solisten als lebendige Bausteine einer christlichen Gemeinde. Genauso: Lektoren, Kommunionhelfer, Mesner, Ministranten, Reinigungsfrauen, Blumenschmuck und und und. - Ich nenne nach Glocken und Orgel noch die Madonna aus Paderborn, wo sich jetzt im Monat Mai Christen zur Maiandacht versammeln; die Madonna mit dem Christus mit ausgestreckten, ausgebreiteten Armen, der uns immer wieder neu einlädt in sein Haus des Gebetes, hierher ruft an unseren „Wolkersdorfer Berg Tabor“.

Und ich nenne als Letztes, liebe Schwestern und Brüder, das Kreuz, vor dem wir uns alle immer wieder versammeln zu Lobpreis, Dank und Bitte. Wie die Kirche selber trägt auch dieses Kreuz den Titel, den Namen „Verklärung Christi“, weil es eben genau auch dies darstellt und symbolisiert, freilich nochmal auf andere Art und Weise wie dies schon der gesamte Kirchenraum tut – dieses große roh geschweißte Metallkreuz nach dem Entwurf des Wolkersdorfer Künstlers Wilhelm Schiller.

Dieses Kreuz wirkt trotz seiner Größe irgendwie leicht, ja fast schwerelos. – Und je nach Lichteinfall, der Tageszeit entsprechend (ich hab’s mehrmals ausprobiert) kommt mehr das Dunkle, Schwere oder mehr das Leichte, das Licht, das Helle, das Licht-Durchflutete zum Tragen und zum Vorschein.

Geradeso wie es den Jüngern auch erging: mitten im grauen Alltag, wo sie nicht recht wussten, wie das mit Jesus weitergeht, wie das mit ihm überhaupt endet auf dem Weg nach Jerusalem ….. – und dann auf dem Berg Tabor dieser Glücksmoment, diese „Gipfelerfahrung“ hellen Lichts im grauen Alltag; dieser Blick über Kreuz, Leiden und Ablehnung Jesu hinaus, über Kreuz und Sterben hinaus Richtung Auferstehung, Richtung neues und ewiges Leben bei Gott!

Unser großes Kreuz hier in der Kirche hält auch beides fest, je nach Lichteinfall; beides: ermöglicht durch die verschiedenfarbig gebrochenen Glasflächen ist neben dem Dunklen immer wieder auch der österlich verklärte, der hoffnungsvolle Blick möglich. Aber nie und nimmer von uns aus, aus eigener Kraft, als unser Machwerk, nein, sondern eben ganz und gar als SEIN Geschenk, als SEIN Licht auf unserem Lebensweg. Heute an Pfingsten dürfen wir auch sagen: als SEIN Geist, als hl. Geist, als SEINE Kraft aus der Höhe, die ER uns immer wieder neu schenkt und aus der heraus wir wieder aufs Neue seine lebendige Kirche sein sollen und auch dürfen. So dürfen wir heute an Pfingsten, heute an unserem 50-jährigen Weihejubiläum unserer Kirche bitten: Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir, fange bei uns allen an. – Amen.“